Illuminati

Als Illuminati werden Mitglieder des Illuminatenordens bezeichnet, der am 1. Mai 1776 von Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründet wurde. Die kurzlebige Geheimgesellschaft verfolgte das Ziel durch Aufklärung eine gleichberechtigte Gesellschaft hervorzubringen, in der die Herrschaft von Menschen über andere Menschen abgelöst wird. Der Orden hatte in der Anfangszeit die Struktur eines Studentenzirkels, dessen Mitglieder sich bis 1778 als «Perfectibilisten» bezeichneten. Auch wenn der Illuminatenorden nur etwa ein Jahrzehnt (nach aktuellem Forschungsstand bis 1787) bestand, steht der Name des Ordens noch heute als Symbol für zahlreiche Verschwörungstheorien.  

 

Der Name «Illuminatenorden» stützt sich auf das lateinische Wort «illuminati» und bedeutet die Erleuchteten. Die Erleuchtung durch Wissen, die Verbreitung und Förderung der Ideen der Aufklärung und die Bekämpfung der Monarchie waren die Kernelemente des Ordens. Adam Weishaupt strebte eine gleichberechtigte aufgeklärte Gesellschaft an, entgegen der im 18. Jahrhundert vorherrschenden Machtstrukturen.

Die Organisation des Illuminatenordens war zugleich jedoch angelehnt an das Gradsystem der Hochgradfreimaurerei (Siehe: «Freimaurer») seiner Zeit. So ergab sich innerhalb des Ordens eine Wissenshierarchie, die mit Bevormundung und Kontrolle einherging. Die neu aufgenommenen Mitglieder der Illuminati hatten in der untersten Stufe des Ordens keinen Einblick oder gar Einfluss auf die Wissensproduktion oder den Wissenstransfer. Erst mit der Erlangung einer höheren Stufe, wurde ein weiterer Teil der Struktur und des Wissens enthüllt.

Obwohl der Illuminatenorden sich geografisch fast ausschliesslich innerhalb der Grenzen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ausdehnte, wird ihm eine enorme Wirkmächtigkeit über Ländergrenzen und Kontinente hinaus zugeschrieben. Bereits im Kontext der Französischen Revolution wird den Illuminati unterstellt, sie wären für die Ereignisse der damaligen Zeit verantwortlich. Dies basiert jedoch auf reinem Verschwörungsglauben und steht womöglich im Zusammenhang mit dem offiziellen Verbot des Ordens in Bayern 1785. In Folge des Verbots und den damit einhergehenden Haussuchungen wurden geheime Papiere und Pläne des Illuminatenordens beschlagnahmt und anschliessend in gedruckter Form veröffentlicht. Ebenfalls spielt die Reise von Johann Joachim Christoph Bode 1787 nach Paris eine Rolle in der Entwicklung vom Verschwörungsdenken bezüglich des Ordens. Während seines Aufenthalts in Paris konnte der Cheforganisator des Ordens in Thüringen nur wenige französische Freimaurer:innen für den Illuminatenorden gewinnen. Dennoch wurde von den Gegenspieler:innen des Ordens die Behauptung in die Welt gesetzt, die Illuminaten hätten die Freimaurer:innen zwei Jahre später dazu bewegt die Französische Revolution anzuzetteln.

In einer Zeit der gesellschaftlichen und politischen Umbrüche hielt sich dieser Verschwörungsglaube sehr hartnäckig und wurde durch die Publikationen «Mémoires pour servir à l’histoire du Jacobinis» von Abbé Augustin de Barruel und John Robisons «Proofs of a Conspiracy against all the religions and governments of Europe» 1797 weiter befeuert und über Ländergrenzen hinaus verbreitet. Die Suche nach einfachen Erklärungen für komplexe Vorgänge und radikale Veränderungen in der Politik und Gesellschaft bot fruchtbaren Boden für eine «Verschwörungskultur» im 18. Jahrhundert.

Diese machte auch vor dem nordamerikanischen Kontinent nicht halt. Der zeitliche Zusammenfall der Unabhängigkeitserklärung der 14 britischen Kolonien in 1776 mit der Gründung des Illuminatenordens nur zwei Monate später, führte zu einem weiteren Verschwörungsglauben: Die Illuminati hätten die Vereinigten Staaten gegründet, um die grösste und einflussreichste Macht der Welt zu werden.

Eine antisemitische Tradierung kam Anfang des 20. Jahrhunderts hinzu, als die «Protokolle des Weisen von Zion» (Siehe: «Protokolle des Weisen von Zion») mit dem Illuminatenorden in Verbindung gebracht wurden und somit die Behauptung entstand, «die Juden» hätten sich den Orden eingeschleust, um im Geheimen die Macht der Finanzwelt zu ergreifen und somit die weltweite Politik zu steuern.

Für keine der Behauptungen und Verschwörungsmythen gibt es wissenschaftliche Nachweise, dennoch halten sie sich besonders in der Populärkultur bis heute sehr hartnäckig.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2021, unter Mitarbeit von Dr. phil. Darja Pisetzki, ehem. Projektmitarbeiterin der GRA.

Weiterführende Literaturhinweise:

Monika Neugebauer-Wölk: Debatten im Geheimraum der Aufklärung. Konstellationen des Wissensgewinns im Orden der Illuminaten, erschienen in: Geschichte und Gesellschaft. Sonderheft, 2010, Vol. 23, Die Aufklärung und ihre Weltwirkung (2010), pp. 17-46.

Jakob Tanner: The Conspiracy of the Invisible Hand: Anonymous Market Mechanisms and Dark Powers, erschienen in: New German Critique , Winter, 2008, No. 103, Dark Powers: Conspiracies and Conspiracy Theory in History and Literature (Winter, 2008), pp. 51-64.

Michael Taylor: British Conservatism, the Illuminati, and the Conspiracy Theory of the French Revolution, 1797–1802, erschienen in: Eighteenth-Century Studies, SPRING 2014, Vol. 47, No. 3 (SPRING 2014), pp. 293-312.

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