
Winterzeit bedeutet Hochsaison in den verschneiten Bergdörfern der Schweiz. Für Anbieter von Ferienwohnung ist dies eine der lukrativsten Jahreszeiten. Doch nicht alle Menschen sind willkommen, wie ein aktueller Vorfall zeigt. Kurz vor den Sommerferien wurde der GRA ein Inserat auf Airbnb gemeldet. Der Vermieter der Ferienwohnung machte der interessierten jüdischen Familie klar, dass er keine orthodoxen Juden als Mieter wünsche. Die GRA intervenierte und meldete den Account durch das Airbnb-Meldetool. Dann geschah, trotz mehrmaliger Nachfrage, erst einmal nichts. Erst Monate später meldete sich der Kundendienst zur antidiskriminierenden Haltung von Airbnb, jedoch ohne konkrete Informationen zum hängigen Fall. Nach Wochen des Hin und Her wurde der Account letztlich gesperrt.
Es ist nicht das erste Mal, dass Airbnb mit Diskriminierungsvorwürfen zu kämpfen hat, wie eine Studie der Harvard University zeigt. Diese konnte aufzeigen, dass Profile mit afro-amerikanischen Namen deutlich weniger Zusagen für eine Ferienwohnung erhielten als Profile mit klassisch «Weissen» Namen. Die Diskriminierung betrifft jedoch nicht bloss interessierte Mieter, sondern funktioniert auch andersrum. Dieselbe Studie zeigte, dass auch Gastgeber mit afro-amerikanischem Hintergrund im Schnitt weniger mit ihren Angeboten verdienen. Unter dem Hashtag #AirbnbWhileBlack berichten Nutzer über diskriminierende Erfahrungen, wobei auch andere diskriminierte Gruppen sich hier zu Wort melden.
Wie die meisten Online-Plattformen hat auch Airbnb Regeln des Umgangs miteinander formuliert, an die sich alle Nutzer halten müssen. In den Anti-Diskriminierungsrichtlinien der Plattform heisst es: Airbnb setze sich dafür ein «alles in unserer Macht Stehende zu tun, um jegliche Formen von Gesetzeswidrigkeiten, Diskriminierung und Intoleranz von unserer Plattform fernzuhalten.» Explizit ist es Vermietern in den USA, der Europäischen Union und Kanada nicht gestattet eine Buchung aufgrund der Herkunft, Hautfarbe, ethnischer Zugehörigkeit, Nationalität, Religion, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder Familienstand abzulehnen.
Airbnb betont, dass man sich des Problems sehr wohl bewusst sei und dass Diskriminierung und Vorurteile eine «signifikante Herausforderung» seien. Daher hat Airbnb das «Project Lighthouse» initiiert. Das Projekt soll helfen Diskriminierung auf der Plattform schneller zu erkennen und wichtige Erkenntnisse liefern. Zusammen mit NGOs und einem spezialisierten Team soll Diskriminierung auf Airbnb bekämpft werden. Von diesem Engagement ist – zumindest beim Schweizer Ableger der Plattform – noch wenig zu spüren.

Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»
Am 8. Mai 2025 sprechen Judith Coffey und Vivien Laumann im Zollhaus Zürich über ihr Buch «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen».
Im Buch loten die Autorinnen das Verhältnis von Jüdischsein und weiss-Sein aus und gehen der spezifischen Unsichtbarkeit von Juden:Jüdinnen in der Mehrheitsgesellschaft nach. In Anlehnung an das Konzept der Heteronormativität erlaubt «Gojnormativität», Dominanzverhältnisse in der Gesellschaft zu befragen und so ein anderes Sprechen über Antisemitismus zu etablieren.
Das Buch ist eine Aufforderung zu einem bedingungslosen Einbeziehen von Juden:Jüdinnen in intersektionale Diskurse und Politiken und zugleich ein engagiertes Plädoyer für solidarische Bündnisse und Allianzen.
Wann: 8. Mai 2025 um 19:00 Uhr
Wo: Zollhaus Zürich / online mit Livestream
Sprache: Deutsch und Verdolmetschung in Gebärdensprache (auf Anfrage)
Moderation: Prof. Dr. Amir Dziri
In Kooperation mit: ZIID und feministisch*komplex
>>Tickets kaufen: ZIID Zürcher Institut für interreligiösen Dialog
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