Islamophobie

Der Begriff «Islamophobie» setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: «Islam», der Bezeichnung der Religion, und «Phobie», dem altgriechischen Wort für Angst. Demnach steht der Begriff für eine auf den Islam oder Muslim:as bezogenes Gefühl der Angst. Für feindliche Einstellungen gegenüber Muslim:as ist dieser Begriff wenig geeignet, da er irreführend nahelegt, dass es sich bei der feindlichen Einstellung lediglich um übertriebene Angstgefühle handelt und nicht um folgenschwere Ressentiments.

Der Begriff «Islamophobie» wurde durch die britische Anti-Rassismus-Stiftung Runnymede Trust in der breiten Öffentlichkeit bekannt und zum grossen Teil übernommen. Im Jahr 1997 veröffentlichte die Stiftung einen Bericht mit dem Titel «Islamophobia – A Challange for Us All». Der Bericht sorgte nicht nur für grosses Aufsehen, er prägte ebenso die Definition des Begriffs. Zwanzig Jahre nach dem Erscheinen des ersten Berichts veröffentlichte die Stiftung Runnymede Trust einen neuen Bericht mit dem Titel «Islamophobia: Still a Challange for us all», in welchem eine breitere Definition des Begriffs dargelegt wurde, welche sich im Wesentlichen an der Rassismusdefinition der Vereinten Nationen orientiert. «Islamophobie» ist demnach jegliche Unterscheidung, Ausgrenzung oder Einschränkung von Muslim:as oder Personen, die als Muslim:as wahrgenommen werden, mit dem Zweck, die Ausübung der Menschen- und Grundrechte zu behindern.

Trotz dieser breiteren Definition des Begriffs «Islamophobie» ist dieser noch immer umstritten, da die Herleitung des Begriffs als Ausdruck für eine feindliche Haltung generell gegenüber der muslimischen Bevölkerung problematisch ist. Entsprechend der erweiterten Definition ist der Begriff «Antimuslimischer Rassismus» angebracht. Dieser Ausdruck verweist auf den Kernmechanismus, dass Menschen aufgrund vorgefertigter Vorstellungen von Kultur, Religion und Herkunft bestimmte Eigenschaften zugewiesen werden, die als «islamisch» angesehen werden. Dadurch wird eine Unterscheidung zwischen der «eigenen Gruppe» und den «Anderen» gemacht und eine rassistische Benachteiligung der «Anderen» gerechtfertigt, während die «eigenen» Privilegien gesichert werden.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2022, unter Mitarbeit von Dr. phil. Darja Pisetzki, ehem. Projektmitarbeiterin der GRA.

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10.04.2024

Diskriminierungsbericht 2023

Der neuste Bericht der GRA und GMS zum Jahr 2023 ist da.

Aufgrund der Ausweitung der Diskriminierungsstrafnorm Art. 261bis des Strafgesetzbuches (StGB) in den letzten Jahrzehnten, auch im Hinblick auf Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung, wurde der Bericht umbenannt und heisst nunmehr „Diskriminierungsbericht“ anstelle von „Rassismusbericht“.

Die umfassende Analyse der jährlichen Diskriminierungsfälle in der Schweiz 2023 zeigt einen sprunghaften Anstieg der antisemitischen Vorfälle nach dem Angriff der Hamas und dem nachfolgenden Krieg in Gaza. Damit einher geht eine zunehmende Sichtbarkeit von allgemein diskriminierenden Taten und Hassreden. Die insgesamt 98 registrierten Vorfälle im Jahr 2023 stellen eine Zunahme um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr dar.

Was für Schlüsse daraus zu ziehen sind und welche Konzepte im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus helfen können sind im vollständigen Bericht inklusive Interview mit Hannan Salamat vom Zürcher Institut für interreligiösen Dialog (ZIID) und der dazugehörigen Medienmitteilung zu finden.

 

Diskriminierungsbericht 2023

Medienmitteilung Diskriminierungsbericht 2023

 

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