Lesben / Lesbisch

Weitere Begriffe zum Thema Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten:

Der Begriff Lesbe und lesbisch leitet sich von der griechischen Insel Lesbos ab. Hier lebte im 6. Jahrhundert v. Chr. die antike Dichterin Sappho, die in Gedichten die erotische Liebe zwischen Frauen besang. Im deutschen Sprachraum tauchte im späten 19. Jahrhundert der Begriff Lesbierin für frauenliebende Frauen auf.

Andere, teils frühere Bezeichnungen waren «Tribaden» (aus dem Griechischen «tribein»: reiben), «Urninde» (vom Beinamen Urania der Göttin Aphrodite) oder «Sapphistinnen». Sexualforscher:innen im ausgehenden 19. Jahrhundert verwendeten den Begriff «Homosexualität» als neutrale Bezeichnung für gleichgeschlechtliche Liebe (aus dem Griechischen «homos» = gleich). Diese Bezeichnung hat sich schliesslich bis zur kulturellen Revolution der 1968er durchgesetzt.

Mit dem Aufkommen der Schwulenbewegung Ende der 1960er Jahre wurde der Begriff schwul zunächst sowohl von Männern wie auch von Frauen als Selbstbezeichnung verwendet. 1972 gründeten Frauen aus der «Homosexuellen Aktion Westberlin» eine «Schwule Frauengruppe». Bald jedoch fanden die schwulen Frauen mehr Gemeinsamkeiten mit der feministischen Frauenbewegung als mit der männlichen Schwulenbewegung; sie änderten den Namen ihrer Gruppe ab in «Lesbisches Aktionszentrum». Im deutschen Sprachraum übernahmen seither feministische Lesben die Begriffe Lesbe und das Adjektiv lesbisch als Selbstbezeichnung und Kampfbegriff. Diese Begriffe haben sich im allgemeinen Sprachgebrauch in den 1990er Jahren langsam durchgesetzt, wie die Rede des damaligen Bundespräsidenten Moritz Leuenberger an der Gay Pride Parade im Jahre 2001 zeigte (siehe Eintrag Schwul).

Mit neuem Selbstbewusstsein wehrten sich Lesben zum einen gegen das traditionelle Bild weiblicher Homosexualität, das von Verachtung und Abwertung geprägt war (und vielerorts noch ist). Zum andern stellten sie sich gegen die männliche Vorherrschaft, die sich auch im Sprachgebrauch manifestierte. Denn «homosexuell» und «schwul» waren vordergründig zwar geschlechtsneutral, wurden im Sprachgebrauch aber gemeinhin auf Männer gemünzt; wo «homosexuelle» oder «schwule» Frauen» gemeint waren, musste dies explizit genannt werden.

Im feministischen Sprachgebrauch wurde in den 1970er und 1980er Jahren zwischen «Bewegungslesben» und «Urlesben» unterschieden. Ersteres bezeichnete Frauen, die erst im Zuge ihrer feministischen Bewusstseinswerdung begannen, Frauen zu lieben. Feministische Lesben grenzten sich auch gegen von ihnen so bezeichnete «Milieulesben» ab; damit waren Frauen gemeint, die sich nicht als Feministinnen verstanden, sondern ihre frauenliebenden Beziehungen in einem eigenen subkulturellen Milieu lebten und die herrschenden Geschlechterverhältnisse nicht attackierten. Diese bezeichneten sich in der Regel als «Lesbierinnen» und nicht als Lesben.

Noch lange blieb «Lesbierin», die weibliche Form des grammatikalisch männlichen Wortes «Lesbier», neben Lesbe bestehen. Heute gilt «Lesbierin» als veraltete Form und wird von frauenliebenden Frauen in der Regel nicht als Selbstbezeichnung akzeptiert.

Siehe auch den Eintrag schwul.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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10.04.2024

Diskriminierungsbericht 2023

Der neuste Bericht der GRA und GMS zum Jahr 2023 ist da.

Aufgrund der Ausweitung der Diskriminierungsstrafnorm Art. 261bis des Strafgesetzbuches (StGB) in den letzten Jahrzehnten, auch im Hinblick auf Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung, wurde der Bericht umbenannt und heisst nunmehr „Diskriminierungsbericht“ anstelle von „Rassismusbericht“.

Die umfassende Analyse der jährlichen Diskriminierungsfälle in der Schweiz 2023 zeigt einen sprunghaften Anstieg der antisemitischen Vorfälle nach dem Angriff der Hamas und dem nachfolgenden Krieg in Gaza. Damit einher geht eine zunehmende Sichtbarkeit von allgemein diskriminierenden Taten und Hassreden. Die insgesamt 98 registrierten Vorfälle im Jahr 2023 stellen eine Zunahme um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr dar.

Was für Schlüsse daraus zu ziehen sind und welche Konzepte im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus helfen können sind im vollständigen Bericht inklusive Interview mit Hannan Salamat vom Zürcher Institut für interreligiösen Dialog (ZIID) und der dazugehörigen Medienmitteilung zu finden.

 

Diskriminierungsbericht 2023

Medienmitteilung Diskriminierungsbericht 2023

 

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