Lügenpresse

Der Begriff «Lügenpresse» steht in Verschwörungserzählungen symbolisch für die Vorstellung, Medien würden gezielt falsche Informationen verbreiten, um die breite Bevölkerung zu beeinflussen und in eine (vor-)bestimmte Richtung zu lenken.

Bereits seit den 1750er Jahren finden sich Begriffe wie «humbug» und «hoax» in der englischen Sprache. In den USA rückte der Begriff «fake news» in den 1880er Jahren erstmals in den Mittelpunkt der journalistischen Debatte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts lässt sich auch in der deutschen Sprache der Ausdruck «Lügenpresse» nachweisen. Der Begriff «Lügenpresse» beschreibt dabei in polemischer und in herabsetzender Weise mediale Erzeugnisse.

Am Anfang des 19. Jahrhunderts gilt das Erfinden von Meldungen in Journalistenkreisen als Betrug. In der darauffolgenden Zeit etablierten sich der zunehmend verbindliche journalistische Standards und Ethikcodes und der Beruf der Journalist:innen wurde zu einem ehrbaren Beruf. Durch die wachsende Kommerzialisierung des Journalismus und steigende Bedeutung von Nachrichtenagenturen setzten formelle Qualitätsmerkmale von Nachrichten durch, dazu gehören Quellenangaben, Autor:innensignaturen und ethische Richtlinien für die Produktion wahrer Nachrichten. Das gänzliche Erfinden von Meldungen wurde immer mehr als Schandmal eines ehrbaren Journalismus betrachtet.

Im Verlauf der Geschichte wurden Medien und die Presse in einigen Ländern der Welt für staatliche Propaganda instrumentalisiert. Heute wird die Meinungs- und Pressefreiheit vor allem in den westlichen Staaten als hohes Gut betrachtet und sind daher verfassungsrechtlich geschützt. Zugleich sind Medien und die Presse rechtlich zur Wahrheit verpflichtet und werden daher bei Verletzung ihrer Pflichten, also bei Verbreitung von Fehlinformationen, juristisch belangt. Dennoch hält sich die Vorstellung von gezielt verbreiteten Falschinformationen durch die Presse oder Medien allgemein in manchen Kreisen sehr hartnäckig. Besonders im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie lassen Verschwörungserzählungen die Vorstellung entfachen, Medien bzw. die Presse würde von der Politik (je nach Narrative auch von einer vermeintlich geheimen «Elite») geleitet, wodurch Bürger:innen mit Fehlinformationen gezielt gelenkt und über eine angeblich «tatsächliche Wahrheit» im Dunkeln gelassen würden

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2021, unter Mitarbeit von Dr. phil. Darja Pisetzki, ehem. Projektmitarbeiterin der GRA.

Weiterführende Literaturhinweise:

Volker Barth and Michael Homberg: Fake News. Geschichte und Theorie falscher Nachrichten, in: Geschichte und Gesellschaft, 44. Jahrgang, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2018, S. 619-642.

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10.04.2024

Diskriminierungsbericht 2023

Der neuste Bericht der GRA und GMS zum Jahr 2023 ist da.

Aufgrund der Ausweitung der Diskriminierungsstrafnorm Art. 261bis des Strafgesetzbuches (StGB) in den letzten Jahrzehnten, auch im Hinblick auf Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung, wurde der Bericht umbenannt und heisst nunmehr „Diskriminierungsbericht“ anstelle von „Rassismusbericht“.

Die umfassende Analyse der jährlichen Diskriminierungsfälle in der Schweiz 2023 zeigt einen sprunghaften Anstieg der antisemitischen Vorfälle nach dem Angriff der Hamas und dem nachfolgenden Krieg in Gaza. Damit einher geht eine zunehmende Sichtbarkeit von allgemein diskriminierenden Taten und Hassreden. Die insgesamt 98 registrierten Vorfälle im Jahr 2023 stellen eine Zunahme um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr dar.

Was für Schlüsse daraus zu ziehen sind und welche Konzepte im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus helfen können sind im vollständigen Bericht inklusive Interview mit Hannan Salamat vom Zürcher Institut für interreligiösen Dialog (ZIID) und der dazugehörigen Medienmitteilung zu finden.

 

Diskriminierungsbericht 2023

Medienmitteilung Diskriminierungsbericht 2023

 

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