Othering

Weitere Begriffe zum Thema Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten:

Als «Othering» wird ein Mechanismus bezeichnet, bei dem eine Person sich selbst und ihr soziales Ansehen hervorhebt, indem sie Menschen mit anderen Merkmalen als «fremd» bzw. «anders» kategorisiert. Mit diesem Vorgang wird die Unterscheidung und Distanzierung zum «Anderen» betont, sei es aufgrund des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der Herkunft, der sozialen Stellung in der Gesellschaft oder der Religionszugehörigkeit. Diese Unterscheidung fusst auf hierarchischem und stereotypem Denken und kann zu offenem Rassismus führen.

Der Prozess des «Othering» findet sich bereits in den Werken einiger Philosophen, darunter Georg Wilhelm Friedrich Hegel. In seinem Werk «Phänomenologie des Geistes» von 1807 beschäftigt sich Hegel mit der Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen des «Selbst» und der Abgrenzung und des Konstrukts des «Anderen». Auch die französische Philosophin und Feministin Simone de Beauvoir beschrieb in ihrem zweibändigen Werk «Das andere Geschlecht» von 1949 das Konzept des «Othering». Im Rahmen ihrer Theorie stellt sie die These auf, dass Männer gesellschaftlich als eine Norm und Frauen hingegen als «das Andere» betrachtet werden.

Die Unterscheidung und Distanzierung zum «Anderen» kann aufgrund unterschiedlicher Aspekte erfolgen, sei es aufgrund des Geschlechts, der Herkunft, der sexuellen Orientierung oder der Zugehörigkeit zu einer religiösen oder kulturellen Gruppe. In jedem Fall kann «Othering» zu Feindbildern und insbesondere zur Fremdenfeindlichkeit führen, wenn beispielsweise Mitglieder einer kulturellen Gruppe eine Bedrohung darin sehen, dass sich «fremde» Einflüsse auf ihre «eigene» Kultur ausweiten könnten. Wer stets zwischen «Uns» und «Denen»/ den «Anderen» unterscheidet, ist nicht mehr allzu weit entfernt vom Herabsetzen, Beleidigen, Verunglimpfen oder Ausgrenzen und damit offenem Rassismus.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2022, unter Mitarbeit von Dr. phil. Darja Pisetzki, ehem. Projektmitarbeiterin der GRA.

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10.04.2024

Diskriminierungsbericht 2023

Der neuste Bericht der GRA und GMS zum Jahr 2023 ist da.

Aufgrund der Ausweitung der Diskriminierungsstrafnorm Art. 261bis des Strafgesetzbuches (StGB) in den letzten Jahrzehnten, auch im Hinblick auf Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung, wurde der Bericht umbenannt und heisst nunmehr „Diskriminierungsbericht“ anstelle von „Rassismusbericht“.

Die umfassende Analyse der jährlichen Diskriminierungsfälle in der Schweiz 2023 zeigt einen sprunghaften Anstieg der antisemitischen Vorfälle nach dem Angriff der Hamas und dem nachfolgenden Krieg in Gaza. Damit einher geht eine zunehmende Sichtbarkeit von allgemein diskriminierenden Taten und Hassreden. Die insgesamt 98 registrierten Vorfälle im Jahr 2023 stellen eine Zunahme um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr dar.

Was für Schlüsse daraus zu ziehen sind und welche Konzepte im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus helfen können sind im vollständigen Bericht inklusive Interview mit Hannan Salamat vom Zürcher Institut für interreligiösen Dialog (ZIID) und der dazugehörigen Medienmitteilung zu finden.

 

Diskriminierungsbericht 2023

Medienmitteilung Diskriminierungsbericht 2023

 

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