Xenophobie

Weitere Begriffe zum Thema Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten:

«Xenophobie» leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet wörtlich «Femdenangst». Der Begriff beschreibt eine ablehnende Haltung gegenüber Personen, die als fremd oder andersartig empfunden werden. Oftmals wird Xenophobie mit «Fremdenfeindlichkeit» gleichgesetzt. Diese Gleichsetzung ist jedoch nicht korrekt, denn Xenophobie bezeichnet die Angst vor dem Fremden, welche zur «Fremdenfeindlichkeit» führen kann.  

Der Begriff «Xenophobie» ist erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in der soziologischen und psychologischen Gesellschaftsbeobachtung bekannt. Erstmals wurde der Begriff 1901 in Anatoles Frances Roman «Monsieur Bergeret à Paris» erwähnt. 1906 wurde der Begriff in das französische Wörterbuch «Nouveau Larousse illustré» aufgenommen.

Für die Entstehung von «Fremdenangst» gibt es unterschiedliche Erklärungsmodelle. In anthropologischen und sozialwissenschaftlichen Studien wird Xenophobie als eine Emotion definiert, die sich darin zeigt, dass fremde und mit negativen Eigenschaften beschriebene Personen, Situationen oder Objekte bei einer Person eine defensive Reaktion verursachen oder gar eine Kampfbereitschaft auslösen. In sozialen Systemen verweisen xenophobe Haltungen auf Verlustängste, die sich auf den sozialen Status, die Rechte und Privilegien sowie Zugang zu begrenzten Ressourcen beziehen. Ebenfalls findet sich in der wissenschaftlichen Literatur oftmals die Aussage, Xenophobie sei ein Ausdruck einer natürlichen Veranlagung. Damit wäre Xenophobie nichts Erworbenes oder Veränderbares. In diesem Punkt sind sich die Wissenschaftler:innen jedoch nicht einig und Biolog:innen sowie Anthropolog:innen widersprechen dieser Annahme. Dennoch wird der Ansatz einer natürlichen Veranlagung immer wieder als Ausrede für Xenophobie genutzt und als ein tief in der Psyche verwurzeltes Phänomen bezeichnet. Das sogenannte «Fremdeln» von kleinen Kindern vor neuen bzw. fremden Menschen, Objekten und Situationen wird in diesem Zusammenhang oftmals als Beispiel herangezogen.

Fest steht, dass Xenophobie ein universales Phänomen ist und in allen Ländern und Gemeinschaften auftritt, wenn es zu Veränderungen in der gewohnten Umgebung durch fremde Ereignisse oder Menschen kommt. Diese Art der Veränderungen gehen oftmals mit Ängsten eines möglichen Kontrollverlustes, Unvorhersehbarkeit, Statusverlust und einer Zunahme an Feindlichkeit einher. Die aus der Xenophobie resultierende Fremdenfeindlichkeit ist eine Erscheinungsform von Rassismus und Nationalismus und fördert die Benachteiligung von Personen, welche als fremd empfunden werden.

Siehe auch Artikel zu den Themen «Othering», «Rassismus» und «Antisemitismus».

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2022, unter Mitarbeit von Dr. phil. Darja Pisetzki, ehem. Projektmitarbeiterin der GRA.

Weiterführende Literaturhinweise:

Mamfred Bornewasser: Social Psychological Reactions to Social Change And Instabilinty. Fear of Status Loss, Social Discrimination and Foreigner Hostility, Civilisations, Institut de Sociologie de l’Université de Bruxelles, 1993, Vol. 42, No. 2, EN QUETE D’IDENTITE, S. 91-103.

Peter Fritzsche: Xenophobia and Prejudice — a Problem for Human Rights Education, Internationale Schulbuchforschung , Berghahn Books, 1992, Vol. 14, No. 1, S. 71-79.

Carina Baganz: Xenophobie, in: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Band 3: Begriffe, Ideologien, Theorien. De Gruyter Saur, Berlin 2008, S.349f.

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10.04.2024

Diskriminierungsbericht 2023

Der neuste Bericht der GRA und GMS zum Jahr 2023 ist da.

Aufgrund der Ausweitung der Diskriminierungsstrafnorm Art. 261bis des Strafgesetzbuches (StGB) in den letzten Jahrzehnten, auch im Hinblick auf Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung, wurde der Bericht umbenannt und heisst nunmehr „Diskriminierungsbericht“ anstelle von „Rassismusbericht“.

Die umfassende Analyse der jährlichen Diskriminierungsfälle in der Schweiz 2023 zeigt einen sprunghaften Anstieg der antisemitischen Vorfälle nach dem Angriff der Hamas und dem nachfolgenden Krieg in Gaza. Damit einher geht eine zunehmende Sichtbarkeit von allgemein diskriminierenden Taten und Hassreden. Die insgesamt 98 registrierten Vorfälle im Jahr 2023 stellen eine Zunahme um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr dar.

Was für Schlüsse daraus zu ziehen sind und welche Konzepte im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus helfen können sind im vollständigen Bericht inklusive Interview mit Hannan Salamat vom Zürcher Institut für interreligiösen Dialog (ZIID) und der dazugehörigen Medienmitteilung zu finden.

 

Diskriminierungsbericht 2023

Medienmitteilung Diskriminierungsbericht 2023

 

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