George Soros

George Soros wurde als György Schwartz 1930 in Budapest geboren. Weltweit ist er vordergründig als Investor und Philanthrop bekannt. Aufgrund seiner jüdischen Wurzeln, seines Erfolgs im Finanzsektor und weltweiten Engagements, wird der Name «Soros» seit einigen Jahren als Codewort für zahlreiche Verschwörungsideologien verwendet, denen eine antisemitische Tradierung zugrunde liegt.

In jungen Jahren überlebte George Soros mit seiner Familie die Besatzung Ungarns durch die Nationalsozialist:innen. Während zwischen 1944-1945 mehr als 500 000 ungarische Jud:innen ermordet wurden, gelang es Soros` Familie, mit Hilfe gefälschter Papiere ihre eigene jüdische Herkunft zu vertuschen und damit ihr Überleben zu sichern. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zog George Soros nach London, wo er die «London School of Economics» besuchte. Einige Jahre darauf emigrierte er in die USA und fand hier einen Einstieg in den Finanzmarkt. Anfang der 1970er Jahre brachte er seinen eigenen Hedgefonds auf den Markt, «Soros Fund Management», mit dem er zum erfolgreichsten Investor in der Geschichte der Vereinigten Staaten wurde.

Einen Teil seines Vermögens setzt George Soros seit 1979 für wohltätige Zwecke ein. Unter anderem gründete er die «Open Society Foundations (OSF)». Die heute drittgrösste Wohltätigkeitsorganisation weltweit besteht aus einem Netzwerk von Stiftungen, Partnern und Projekten in über 100 Ländern, mit dem Ziel Gerechtigkeit, demokratische Werte und Menschenrechte zu fördern. Die OSF spielte eine wichtige Rolle im Aufbau von Demokratie und der Zivilgesellschaft nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems in Ungarn. Auch in anderen ehemalig kommunistischen Ländern Europas ist der Name George Soros seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion für die Unterstützung beim Aufbau von demokratischen Institutionen und freier Marktwirtschaft bekannt.

Dieses Engagement in Verbindung mit seinem Vermögen und seinen jüdischen Wurzeln wird von einigen Staatsoberhäuptern und besonders rechtsextremen Gruppierungen als bedrohlich empfunden. Vor allem in Europa wird George Soros seit vielen Jahren mit zahlreichen Verschwörungserzählungen in Verbindung gebracht. Aber auch in den USA wird der Name «Soros» als Symbol für Verschwörungsideologien verwendet. Eine vor wenigen Jahren in den USA durchgeführte Studie besagt, dass 19% der US-amerikanischen Bevölkerung daran glaubt, dass George Soros einen geheimen Plan verfolge, die Regierung der USA zu destabilisieren, die Kontrolle aller Medien anstrebe, um die ganze Welt unter seine Macht zu bringen.

Die Narrativen der Verschwörungsideologien im Zusammenhang mit George Soros haben meist einen antisemitischen Hintergrund und erinnern in ihrer Erzählung stark an die «Protokolle der Weisen von Zion» (Siehe Artikel: «Protokolle der Weisen von Zion»). Wie in den gefälschten Protokollen, wird auch George Soros dafür beschuldigt, die Welt beherrschen zu wollen, indem er heimlich den Finanzsektor und Politik manipuliere.

In zahlreichen Verschwörungserzählungen wird George Soros mit der Familie Rothschild (Siehe Artikel: «Rothschild») und nicht zuletzt den Freimaurern (Siehe Artikel: «Freimaurer») und Illuminati (Siehe Artikel: «Illuminati») in einen Topf geworfen. In Bezug auf die COVID-19 Pandemie wird George Soros vor allem von rechtsextremistischen Gruppen vorgeworfen, das Virus absichtlich freigesetzt zu haben. Auch hier werden die Familie Rothschild und die Illuminati als Teil der vermeintlichen Weltverschwörung gesehen.

 

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2021, unter Mitarbeit von Dr. phil. Darja Pisetzki, ehem. Projektmitarbeiterin der GRA.

 

Weiterführende Literaturhinweise:

Peter Plenta (2020) Conspiracy theories as a political instrument: utilization of anti-Soros narratives in Central Europe, Contemporary Politics, 26:5, S. 512-530.

Ivan Kalmar (2020) Islamophobia and anti-antisemitism: the case of Hungary and the ‘Soros plot’, Patterns of Prejudice, 54:1-2, S. 182-198.

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10.04.2024

Diskriminierungsbericht 2023

Der neuste Bericht der GRA und GMS zum Jahr 2023 ist da.

Aufgrund der Ausweitung der Diskriminierungsstrafnorm Art. 261bis des Strafgesetzbuches (StGB) in den letzten Jahrzehnten, auch im Hinblick auf Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung, wurde der Bericht umbenannt und heisst nunmehr „Diskriminierungsbericht“ anstelle von „Rassismusbericht“.

Die umfassende Analyse der jährlichen Diskriminierungsfälle in der Schweiz 2023 zeigt einen sprunghaften Anstieg der antisemitischen Vorfälle nach dem Angriff der Hamas und dem nachfolgenden Krieg in Gaza. Damit einher geht eine zunehmende Sichtbarkeit von allgemein diskriminierenden Taten und Hassreden. Die insgesamt 98 registrierten Vorfälle im Jahr 2023 stellen eine Zunahme um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr dar.

Was für Schlüsse daraus zu ziehen sind und welche Konzepte im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus helfen können sind im vollständigen Bericht inklusive Interview mit Hannan Salamat vom Zürcher Institut für interreligiösen Dialog (ZIID) und der dazugehörigen Medienmitteilung zu finden.

 

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Medienmitteilung Diskriminierungsbericht 2023

 

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