Rassismus

Weitere Begriffe zum Thema Diskriminierung und Verfolgung von Minderheiten:

Rassismus ist eine Ideologie und eine Praxis, welche Personen und Gruppen aufgrund von tatsächlichen oder zugeschriebenen Merkmalen stigmatisiert, diskriminiert und ausgrenzt. Dabei werden die tatsächlichen oder zugeschriebenen Merkmale als unveränderbar und die diskriminierten Kollektive als minderwertig dargestellt.

Eng definiert ist Rassismus eine Ideologie und Praxis, die sich an die pseudowissenschaftlichen Rassentheorien des 19. und 20. Jahrhunderts anlehnt. Diese unterteilten die Menschheit anhand biologischer Merkmale in verschiedene «Rassen» und behaupteten deren Höher- bzw. Minderwertigkeit. Die Evolutionstheorie von Charles Darwin wurde im Rahmen der Rassentheorien auf das soziale und politische Leben übertragen («Sozialdarwinismus»), in dem einzelne «Rassen» einen «Kampf ums Dasein» führten. Dies gipfelte in der nationalsozialistischen Ideologie der «arischen Herrenrasse».

Heute wird der Begriff Rassismus weiter gefasst und bezeichnet die Wertung von Unterschieden nicht aufgrund genetischer, sondern auch ethnischer und kultureller Art («Kultur–Rassismus»). Hier werden Differenzen in Tradition und Kultur zu «Wesensunterschieden» erklärt, die unvereinbar mit der eigenen Tradition und Kultur seien. Rassismus kann vom einfachen Vorurteil über offene, allgemeine Benachteiligung bis hin zum Völkermord reichen.

Es gibt unterschiedliche Definitionen des Rassismus-Begriffs:

1. Definition nach Albert Memmi

«Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.»

2. Definition der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz ECRI

a) «Rassismus» bedeutet die Überzeugung, dass ein Beweggrund wie «Rasse», Hautfarbe, Sprache, Religion, Staatsangehörigkeit oder nationale oder ethnische Herkunft die Missachtung einer Person oder Personengruppe oder das Gefühl der Überlegenheit gegenüber einer Person oder Personengruppe rechtfertigt.
b) «Direkte Rassendiskriminierung» bedeutet jede unterschiedliche Behandlung aufgrund von «Rasse», Hautfarbe, Sprache, Religion, Staatsangehörigkeit oder nationaler oder ethnischer Herkunft ohne sachliche und vernünftige Gründe. Eine unterschiedliche Behandlung ist nicht sachlich und vernünftig begründet, wenn sie kein legitimes Ziel verfolgt oder die Verhältnismässigkeit der angewandten Mittel in Bezug auf das verfolgte Ziel unangemessen ist.
c) «Indirekte Rassendiskriminierung» liegt in Fällen vor, in denen ein scheinbar neutraler Faktor wie eine Regelung, ein Kriterium oder ein Verfahren von Personen, die einer Gruppe angehören, die durch «Rasse», Hautfarbe, Sprache, Religion, Staatsangehörigkeit oder nationale oder ethnische Herkunft gekennzeichnet ist, nicht einfach erfüllt werden kann oder sie benachteiligt, es sei denn, dieser Faktor ist sachlich und vernünftig begründet. Dies wäre der Fall, wenn ein legitimes Ziel verfolgt wird und wenn die Verhältnismässigkeit der angewandten Mittel in Bezug auf das verfolgte Ziel angemessen ist.

Rassistische Theorie und Praxis sind aufgrund der Sklaverei, der Rassentrennung in den USA, dem Kolonialismus, Nationalsozialismus und der Apartheid zwar weltweit diskreditiert. Rassistische Politik, Vorurteile und Handlungen sind damit aber keineswegs verschwunden. Auch nicht bei uns, wie die Chronologie der rassistischen Vorfälle in der Schweiz auf dieser Webseite zeigt.

Siehe die Einträge RasseÜberfremdung und Diskriminierungsstrafnorm.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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24.03.2025

Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»

Am 8. Mai 2025 sprechen Judith Coffey und Vivien Laumann im Zollhaus Zürich über ihr Buch «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen».

Im Buch loten die Autorinnen das Verhältnis von Jüdischsein und weiss-Sein aus und gehen der spezifischen Unsichtbarkeit von Juden:Jüdinnen in der Mehrheitsgesellschaft nach. In Anlehnung an das Konzept der Heteronormativität erlaubt «Gojnormativität», Dominanzverhältnisse in der Gesellschaft zu befragen und so ein anderes Sprechen über Antisemitismus zu etablieren.

Das Buch ist eine Aufforderung zu einem bedingungslosen Einbeziehen von Juden:Jüdinnen in intersektionale Diskurse und Politiken und zugleich ein engagiertes Plädoyer für solidarische Bündnisse und Allianzen.

Wann: 8. Mai 2025 um 19:00 Uhr
Wo: Zollhaus Zürich / online mit Livestream
Sprache: Deutsch und Verdolmetschung in Gebärdensprache (auf Anfrage)
Moderation: Prof. Dr. Amir Dziri
In Kooperation mit: ZIID und feministisch*komplex

>>Tickets kaufen: ZIID Zürcher Institut für interreligiösen Dialog
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