Ahmadiyya-Bewegung

Die Ahmadiyya ist eine 1889 in Indien gegründete islamische Reformbewegung. Ihr Gründer bezeichnete sich als «verheissener Messias», deshalb gilt die Ahmadiyya den meisten Muslim:as als ketzerisch, und ihre Anhänger:innen werden vor allem in Pakistan verfolgt. Viele Ahmadi sind nach Europa emigriert. In der Schweiz leben rund 900 von ihnen. Sie haben seit 1963 an der Forchstrasse in Zürich eine Moschee mit Minarett.

Mirza Ghulam Ahmad (1835-1908) war der Sohn eines muslimischen Grossgrundbesitzers im Dorf Qadian im Punjab (Nordindien).  Er beschäftigte sich intensiv mit den Schriften des Islam und kam zur Überzeugung, dass Gott ihn zum «Verheissenen Messias» auserwählt habe. Damit sei er nicht nur der Mahdi, dessen Wiedererscheinen nach islamischer Lehre die Endzeit ankündigt, sondern auch der wiederkehrende Jesus des Jüngsten Tages, das zweite Erscheinen Buddhas, und schliesslich auch die Wiederkehr des hinduistischen Gottes Krischna. Alle Religionen der Welt sollten in den Islam der Ahmadiyya-Bewegung münden. Im März 1889 schwor Mirza Ghulam Ahmad in Qadian die ersten Anhänger:innen auf seine neue Lehre ein  –  das gilt als der Gründungsakt der Ahmadiyya-Bewegung.

Mit seinem messianischen Anspruch verstiess Mirza Ghulam Ahmad gegen eine fundamentale Glaubensregel des Islam, wonach Mohammed «das Siegel der Propheten», der letzte aller Propheten sei. Auch die Vorstellung, er sei der Mahdi, galt Sunnit:innen wie Schiit:innen als ketzerische Anmassung. Doch die Reformgedanken und die intensive Missionstätigkeit machten die Ahmadiyya-Bewegung zur Zeit der britischen Mandatsherrschaft über Indien für viele, besonders auch gebildete Menschen attraktiv. Nach dem Tod des Gründers wurde 1908 einer seiner Gläubigen zum ersten Kalifen (Nachfolger) gewählt.

Nach dem Ende des Kolonialismus und der Spaltung des Mandatsgebiets 1947 in die Staaten Indien und Pakistan lebten dreiviertel aller Ahmadi in Pakistan. Ihr neues Zentrum wurde die von ihnen gegründete Kleinstadt Rabwah. Die pakistanischen Behörden und die muslimischen Geistlichen beschränkten und unterdrückten die Ahmadiyya-Bewegung zunehmend. Die Verfolgungen erreichten 1984 einen Höhepunkt, als den Ahmadi verboten wurde, sich Muslim:as zu nennen. Selbst die gängigen islamischen Grussformeln und den Gebetsruf durften sie nicht mehr gebrauchen – sonst drohten ihnen drei Jahre Gefängnis. Wie gefährdet die Religionsgemeinschaft ist, zeigen die Bombenanschläge von extremistischen Sunnit:innen auf zwei Ahmadiyya-Moscheen im ostpakistanischen Lahore, bei denen Ende Mai 2010 über 70 Ahmadi getötet wurden (NZZ vom 29.05.2010).

1984 verlegte das Kalifat der Ahmadiyya seinen Sitz ins Exil nach London. Viele Gläubige waren schon früher nach Europa emigriert. So kamen bereits 1946 drei Missionare der Ahmadiyya-Bewegung in die Schweiz. 1963 konnte die Ahmadiyya in Zürich an der Forchstrasse ihre kleine Mahmud-Moschee mit einem Minarett eröffnen. Zur Einweihung kamen der Präsident der UNO-Generalversammlung, der Pakistaner Muhammad Zafrullah Khan (selbst ein Ahmadi), und der Zürcher Stadtpräsident Emil Landolt. Nach eigenen Angaben zählt die Ahmadiyya-Bewegung heute in der Schweiz rund 900 Gläubige, verteilt auf 13 Gemeinden (Jammat), vor allem in der Deutschschweiz. In Pakistan leben noch immer etwa 4 Millionen Ahmadi; weltweit soll die Glaubensgemeinschaft mehr als 10 Millionen Anhänger:innen haben.

Siehe auch die Begriffe IslamKoran,Muslim, Sunniten, Schiiten undAleviten.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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13.12.2023

«Nicht bei uns! Gegen Rassismus und Antisemitismus»

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