Duce

«Führer» war seit der Antike (lateinisch: dux) ein Titel für militärische und politische Befehlshaber:innen. Im 20. Jahrhundert wurde das Wort von den faschistischen Bewegungen vereinnahmt, indem ihre Anführer:innen sich «Führer» (Adolf Hitler) bzw. Duce (Benito Mussolini) nannten.

Beinahe zeitgleich entstanden in Deutschland und Italien die faschistischen Organisationen: Am 23. März 1919 gründete Benito Mussolini den Fascio italiani di combattimento (Italienischer Kampfbund), den er im November 1921 zum Partito Nazionale Fascista (PNF) machte. Und am 24. Februar 1920 nannte Adolf Hitler seine Deutsche Arbeiterpartei in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) um.

Innerhalb ihrer Parteien nannten sich Mussolini wie Hitler Duce bzw. «Führer». Bereits 1922 schrieb der «Völkische Beobachter», die Parteizeitung der NSDAP: «Als Redner war unser Führer Hitler erschienen.» Mussolini kam im Oktober 1922 an die Macht und ab 1924 – als alle Parteien ausser seinem PNF verboten wurden – beanspruchte er den Titel «Duce del Fascismo e Capo del Governo» (Führer des Faschismus und Regierungschef). In der Kurzformel wurde «Il Duce» zum «Führer» nicht nur des Faschismus, sondern des gesamten italienischen Volkes. Ganz ähnlich Hitler: Er nannte sich seit seiner Machtergreifung am 30. Januar 1933 «Führer und Reichskanzler». Ab 1939 war Hitlers offizieller Titel nur noch «Führer»; die Anrede lautete «Mein Führer!», und der Slogan «Führer befiehl, wir folgen» umschrieb die vom Regime erwünschte Unterwerfung der Bevölkerung.

Faschistische Ideologien propagieren eine strenge Hierarchie; der Führerkult ist zentrales Merkmal solcher Bewegungen und Parteien. Adolf Hitler betont dies schon zu Beginn seiner politischen Laufbahn in seiner programmatischen Schrift «Mein Kampf» (1925/27) an mehreren Stellen: «Der Grundsatz, der das preussische Heer seinerzeit zum wundervollsten Instrument des deutschen Volkes machte, hat in übertragenem Sinne dereinst der Grundsatz des Aufbaus unserer Staatsauffassung zu sein: Autorität jedes Führers nach unten und Verantwortlichkeit nach oben» (S. 501 der 305. – 306. Auflage, 1938). Oder an anderer Stelle: «Eine Bewegung, die in einer Zeit der Majorität in allem und jedem sich selbst grundsätzlich auf das Prinzip des Führergedankens und der daraus bedingten Verantwortlichkeit einstellt, wird eines Tages mit mathematischer Sicherheit den bisherigen Zustand überwinden und als Siegerin hervorgehen» (a.a.O., S. 661/62).

Autoritäres Führertum und Personenkult um die Führerpersönlichkeit ist allerdings ein Merkmal, das der Faschismus mit anderen Diktaturen teilt: Man denke an den Personenkult um Stalin in der UdSSR zwischen 1930 und 1953 oder um Mao Zedong in der Volksrepublik China zwischen 1949 und 1976. Heutiges Beispiel ist die Überhöhungen der Herrscherdynastie Kim im sozialistischen Nordkorea. So verschieden die historischen Wurzeln dieser Herrschaftsformen sind – eine Gemeinsamkeit gibt es: Führerkult ist die Propagandaform einer Diktatur.

Der Begriff «Führer» ist im deutschen Sprachraum noch zu stark mit der Person von Hitler und mit der Zeit des nationalsozialistischen Regimes (1933-45) verbunden, als dass er unbelastet verwendet werden kann. Unproblematisch sind dagegen die gebräuchlichen zusammengesetzten Formen wie Bergführer, Reiseführer oder Führerausweis.

Siehe auch die Einträge FaschismusNationalsozialismus und «Mein Kampf».

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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13.12.2023

«Nicht bei uns! Gegen Rassismus und Antisemitismus»

Die Kampagne startet mit Strassenplakaten ab dem 11. Dezember und dauert bis Ende Januar 2024. Dazu werden nebst klassischen Plakaten zusätzlich die grossen Anzeigetafeln in Bahnhöfen, kleine Displays im öffentlichen Verkehr und weiteren Orten bespielt.

In sozialen Medien, insbesondere Instagram, sowie in Printmedien wird die Kampagne ebenfalls zu sehen sein.

Hier geht es zu mehr Infos über die Kampagne und den Plakaten als Download.

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