Sepharde / Sephardim

Weitere Begriffe zum Thema Judentum:

Sephardim (auch: Sefardim) heissen die Nachkommen der Jud:innen aus Spanien und Portugal, die 1492/95 von der iberischen Halbinsel vertrieben worden sind.

S’farad ist der hebräische Name für Spanien. Die Zeit der maurischen Herrschaft gilt als «Goldenes Zeitalter» für die jüdische Gemeinschaft der iberischen Halbinsel. In den geistigen Zentren (Cordoba, Saragossa, Toledo) spielten die Jud:innen ab dem 10. Jahrhundert eine wichtige Rolle im intellektuellen Leben. Sephardische Gelehrte vermittelten arabische Wissenschaft und griechische Philosophie nach Europa. Ein prominentes Beispiel war der Philosoph, Arzt und Rechtsgelehrte Moses Maimonides, (geb. 1138 in Cordoba, gest. 1204 in Kairo). Die christliche Rückeroberung von Spanien und Portugal erfolgte ab dem 11. Jahrhundert. Mit dem Fall Granadas 1492 war die «Reconquista» abgeschlossen. Sie führte zur Verfolgung und Zwangsbekehrung der muslimischen und jüdischen Gemeinschaften. Die Zwangsbekehrten («Conversos»; «Cristianos Nuevos») blieben Aussenseiter:innen in der Kirche und waren Verfolgungen durch die Inquisition ausgesetzt. Jene Getauften, die im Geheimen ihre Religion weiterhin ausübten, wurden «Marranen» («Marranos», wahrscheinlich von «marrão», Portugiesisch oder Kastilianisch für «Schwein», vermutlich ein Lehnwort aus dem Arabischen «máhram», «verbotene Sache») genannt und von der Inquisition unbarmherzig verfolgt und ermordet. Die meisten Jud:innen flüchteten nach Nordafrika und ins osmanische Reich (vor allem in die Balkanländer), ein kleinerer Teil auch in europäische Mittelmeerländer und nach Holland.

Sephardische Festtagsbräuche und Liturgie, die Anordnung der Synagogeneinrichtung und das Vokabular für Dinge des religiösen Lebens unterscheiden sich von der aschkenasischen Tradition. Sephardim haben zudem im Gegensatz zu den Aschkenasim eine reine Aussprache des Hebräischen bewahrt (die heute im modernen Israel gesprochen wird). Sie haben zudem eine eigenständige Sprache herausgebildet, ein jüdisches Spanisch mit hebräischen Einflüssen («Ladino», «Judezmo» oder «Judeo-Spanisch»). Der sephardische Rabbiner und Kabbalist Josef Karo (geb. 1488 in Toledo oder Portugal, gest. 1575 in Safed) verfasste den «Schulchan Aruch», eine bis heute für das orthodoxe Judentum grundlegende Zusammenfassung der jüdischen Religionsgesetze.

Das sephardische Judentum war vor 1492 das intellektuelle und spirituelle Zentrum der jüdischen Religion; ab 1492 nahmen seine Bedeutung und die Anzahl sephardischer Jud:innen relativ zu den Aschkenasim ab. Im heutigen Israel machen Sephardim etwa die Hälfte der jüdischen Bevölkerung aus und weltweit stellen sie etwas weniger als 20%. In Israel gibt es ein sephardisches und ein aschkenasisches Oberrabbinat; alle nicht-aschkenasischen Jud:innen sind dem sephardischen Rabbinat unterstellt. Damit wurde der Begriff Sephardim fälschlicherweise auf alle Jud:innen, die nicht aschkenasischer Herkunft sind, ausgeweitet.

Siehe auch die Stichworte Aschkenasim und Misrachim.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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13.12.2023

«Nicht bei uns! Gegen Rassismus und Antisemitismus»

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In sozialen Medien, insbesondere Instagram, sowie in Printmedien wird die Kampagne ebenfalls zu sehen sein.

Hier geht es zu mehr Infos über die Kampagne und den Plakaten als Download.

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